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"Es wird keine Frauen mit Gewehr bei Schützen geben"
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 (c) Thomas Böhm / TT
Landeskommandant Tiefenthaler sieht "keinen Druck von innen und außen", künftig Frauen mit Waffen in die Kompanien aufzunehmen.
Beim landesüblichen Empfang zur Verabschiedung des Schwazer Bezirkshauptmanns Karl Mark am Montag war die Schützenordnung offensichtlich noch in Ordnung. Da die Männer, die Gewehre geschultert. Dort die Frauen, die als Marketenderinnen das Schnapsfassl umgehängt hatten. Nach der Forderung von Landtagsvizepräsident Hermann Weratschnig (Grüne) in der TT, über die Aufnahme von Frauen als Schützen nachzudenken, rumorte es gestern kräftig in den einzelnen Kompanien. Und bei Landeskommandant Fritz Tiefenthaler klingelte pausenlos das Telefon.

"Es wird keine Frauen mit Gewehren bei den Schützen in der Formation geben", stellte Tiefenthaler gleich klar. Das sei Prinzip. "Solange ich hier als Landeskommandant bin. Und ich glaube später auch noch." Und er sieht gar keinen Anlass für diese Diskussion, sieht darin eher ein politisches Sommertheater. "Es gibt keinen Druck von innen und auch nicht von außen. Es wird nur von politischer Seite immer wieder an uns herangetragen." Würde eine Frau einen Antrag an eine Kompanie stellen, würde man sich damit natürlich befassen. Man würde ihn aber ablehnen. "Wir haben ca. 1.500 Frauen bei den Schützen in verschiedenen Funktionen. Auf Vereinsebene steht den Frauen alles offen bis hin zur Obmannschaft." Doch auf militärischer Ebene gebe es eben Grundwerte und -sätze, die bei den Tiroler Schützen nicht verrückt werden.
Thomas Böhm / TT / TT Artikel August 2016 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Mittendrin oder nur dabei? Die Diskussion über Frauen bei den Schützen ist entbrannt.

Besonders sauer stieß Tiefenthaler die von Weratschnig hinsichtlich der Marketenderinnen gewählte Bezeichnung "Behübschung" auf. "Es ist absolut falsch, die Frauen darauf zu reduzieren. Das sind selbstständige Frauen, die auch im Alltag etwas erreichen und bei uns im Hintergrund in vielen Funktionen arbeiten. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten bei den Schützen einbringen." Auch im Umfeld der Kompanien seien viele Frauen tätig und wichtig. Zudem gebe es die Schützengilden, in denen Frauen auch den Schießsport nachgehen können.

Die Tiroler Schützen haben sich auf ihrem letzten Bundeskongress einen selbstauferlegten Nachdenkprozess über die Zukunft verordnet. Die eigenen Werte und Grundsätze sollen dort innerhalb aller Verbandstrukturen hinterfragt werden. Laut Tiefenthaler seien dort Frauen überproportional vertreten - und können ihre Vorschläge in einem offenen Forum einbringen. Auslöser der Debatte war ursprünglich die geringe Frauenquote bei Ehrungen. Weratschnig hatte dazu eine Öffnung der Vereine gefordert und auf ähnliche Beispiele etwa beim Bundesheer oder der Bergrettung verwiesen.
Tiefenthaler kontert: "Wir selbst können für die Ehrung am Hohen Frauentag nur vier Vorschläge unterbreiten." Es gebe seitens der Gemeinden und bei den Bürgermeistern genügend Möglichkeiten, "die vielen sehr verdienten Frauen" vorzuschlagen und zu ehren. Das habe nichts mit den Schützen zu tun.

Die politischen Reaktionen auf den Vorschlag gestern kamen ebenfalls postwendend. Als "PR-Gag" bezeichnete SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Selma Yildirim den Vorschlag. "Ich gehe nicht davon aus, dass das ein großer Hype wird. Das Interesse von Frauen, ihre Zeit mit einem Gewehr über der Schulter abzustehen, halte ich für begrenzt." Gleicher Lohn für gleiche Arbeit stehe dagegen für die SPÖ-Frauen an erster Stelle. Für FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger war der Vorschlag "eine Ungeheuerlichkeit". Und "Die grüne Einmischungspolitik hat in den Traditionsvereinen nichts verloren." Als "billiges Heischen nach medialer Aufmerksamkeit" bezeichnet der Innsbrucker ÖVP-GR Franz Hitzl, Sprecher der Tiroler Traditionsverbände, die Aussagen. "Die Vereine wissen selbst am besten, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen."
 
Autor: Marco Witting / Tiroler Tageszeitung
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