„Es lebe die hohe Frau von Tirol!“
Mit dem Heiligen Josef und dem Heiligen Georg hat das Land Tirol zwei Landespatrone, der Heilige Sebastian ist der Patron der Schützen. Und Feiertage gibt es in Tirol viele – der „Hohe Frauentag“ oder das „Fest zur Aufnahme Marias in den Himmel“ am 15. August hat dabei eine besondere Bedeutung. Eine Erklärung dafür und eine Vorschau darauf gibt’s hier!
Der 15. August, der Hohen Frauentag, erinnert zunächst daran, dass die Franzosen unter Levebre versuchten, den Einschließungsring der Bauern bei Innsbruck zu sprengen, was aber in der dritten Bergiselschlacht am 13. August 1809 scheiterte. Der französische Marschall suchte in der Nacht vom 14. auf 15. August das Heil in der Flucht. Das Unglaubliche war wahr geworden: „Vaterlands- und Heimatliebe, Selbstlosigkeit und Treue zur Idee hatten im Verein mit der Landesnatur eine reguläre Armee aus dem Felde geschlagen.“ Die Idee war der Glaube an die gerechte Sache, der des Himmels Hilfe sicher ist. Bevor Andreas Hofer am 15. August in Innsbruck einzog, verrichtete er am Bergisel kniend sein Dankgebet zur Hohen Frau, der er vor dem Kampf sein Land empfohlen hatte. Und in der Stadt wehrte er den ihn empfangenden Jubel ab mit den Worten: „I nöt, ös a nöt, der da oben hats than!“ Im Kampf wie im Siegeszug wurde da und dort das Kreuz vorangetragen – zu Hilfe und Dank.
Der Tiroler Landtag beschloss am 11. September 1957 ein Gesetz über die Errichtung einer Landesgedächtnisstiftung zur Erinnerung an die Erhebung von 1809 für die Freiheit Tirols, das im ersten Punkt die Erbauung und Erhaltung einer Kapelle zu Ehren „Unserer Hohen Frau von Tirol“ in Verbindung einer Gedächtnisstätte für die Ausstellung des Tiroler Ehrenbuches vorsah. Bei der 150- Jahr-Feier 1959 erklärte Landeshauptmann Dr. Hans Tschiggfrey den Hohen Frauentag am 15. August in einer großen Landesfeierstunde am Bergisel an diesem Tag offiziell zum Landesfeiertag für Tirol. Die Statue der Muttergottes als „Hohe Frau von Tirol“ in der Landesgedächtniskapelle am Bergisel schuf Prof. Hans Pontiller. Im Landesgedenkjahr 1959 wurde am 15. August nicht nur die „Kapelle zur Hohen Frau von Tirol“ eingeweiht. Auch die Mitglieder der Tiroler Landesregierung, mit Landeshauptmann Dr. Hans Tschiggfrey und Landtagspräsident Johann Obermoser an der Spitze, legten während einer von Bischof DDr. Paulus Rusch zelebrierten Pontifikalmesse unter Assistenz der Prälaten Provikar Michael Weiskopf und Propst Dr. Heinz Huber feierlich das Gelöbnis ab, den Mariä-Himmelfahrtstag zur Erinnerung an die 150-Jahrfeier des Freiheitskrieges als zweiten Landesfeiertag zu begehen, weil „Unsere Hohe Frau von Tirol“ unser Land in Zeiten allgemeiner Landesnot so oft und offenkundig beschützt hatte.
Der Hohe Frauentag wurde 1959 zu einem Fest aller Tiroler, die ihrer stolzen Geschichte gedenken und sich ihrer Verantwortung für Gegenwart und Zukunft sowie für die kommenden Generationen bewusst sind. Er gilt in Tirol seit vielen Generationen als einer der höchsten Feiertage des Jahres. Und die Hohe Frau ist in vielen Gemeinden die Schutzpatronin der betreffenden Pfarrkirche.
Der Hohe Frauentag ist im Land Tirol traditionellerweise ein Tag des Dankes und der Wertschätzung. Jedes Jahr werden engagierten Persönlichkeiten mit Lebensrettungsmedaillen, Verdienstmedaillen und Verdienstkreuzen durch das Land Tirol und das Land Südtirol geehrt, Erbhöfe ausgezeichnet, sowie Tiroler Adler Orden vergeben. Diese Verleihung findet in einem feierlichen Rahmen nach der heiligen Messe in der Innsbrucker Jesuitenkirche und einem Landesüblichen Empfang der Tiroler Schützen in der kaiserlichen Hofburg statt.
Zum Hintergrund: „Fest Mariä Aufnahme in den Himmel“
Das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel lässt sich bis ins fünfte Jahrhundert zurückverfolgen, wo man die Entschlafung („dormitio“) der Gottesmutter feierte. Schon vor dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 nach Christus wurde in der Ostkirche die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel gefeiert, spätestens ab dem siebten Jahrhundert ist das Fest auch für die Westkirche belegt, im deutschsprachigen Raum seit dem 9. Jahrhundert.
Das Fest erinnert an die „leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel“. 1950 wurden die Inhalte dieses Festes nach einer langen Auseinandersetzung innerhalb der Kirche – da die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel nicht biblisch belegt ist, aber eine jahrhundertelange Tradition in der Volksfrömmigkeit hatte – von Papst Pius XII. zum Dogma erklärt. Darunter versteht man einen mit höchster Autorität verfassten und unfehlbaren Lehr- und Glaubenssatz. Darin heißt es unter anderem, dass „die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde“.
Nach katholischer Lehre lebt die Seele nach dem Tod weiter, aber der Leib wird erst am Tag des Jüngsten Gerichtes auferweckt. Die sofortige leibliche Aufnahme Mariens ist also ein besonderes Privileg, das die herausragende Rolle der Gottesmutter betont. Die im Volksmund gebräuchliche Bezeichnung des Festes als „Mariä Himmelfahrt” ist irreführend, weil dies zum Ausdruck bringt, dass Maria aus eigener Kraft in die Herrlichkeit des Himmels aufgestiegen ist. Gott hat Maria jedoch in die Herrlichkeit des Himmels erhoben und aufgenommen, sodass das Fest in der katholischen Kirche korrekt als „Mariä Aufnahme in den Himmel” bezeichnet wird. Christus steigt an Christi Himmelfahrt aus eigener Kraft zu Gott empor, Maria dagegen wird in den Himmel aufgenommen. In der deutschen Sprache wird umgangssprachlich beides als „Himmelfahrt“ bezeichnet, in der lateinischen Sprache wird der Unterschied zwischen beiden Festen viel deutlicher: Der „Ascensio Christi“, also dem Hinaufsteigen Christi, steht die „Assumptio Mariae“, also die Annahme oder Aufnahme Mariens, gegenüber.
Liturgisch ist das Hochfest in großer Vielfalt ausgestaltet, zumal viele Kirchen an diesem Fest ihr Patrozinium feiern. In Österreich gibt es heute mehr als 50 Maria-Himmelfahrt-Kirchen, die am 15. August auch ihr Patrozinium feiern. Darüber hinaus ist bis heute die Tradition von Wallfahrten rund um dieses Marienfest aufrecht. In zahlreichen Pfarren ist das Hochfest mit dem Brauch der Kräutersegnung verbunden.
Kräutersegnung – Magie, Heil und Segen!
„Himmelfahrtsstrauß“: Am 15. August werden in der katholischen Kirche verbreitet auch Kräuter gesegnet. Für die offizielle Landesfeier in der Innsbrucker Jesuitenkirche stellt traditionsgemäß das Schützenbataillon Innsbruck diese Kräuterbüschel bereit!
Zum Marienfest am 15. August werden in vielen Gemeinden Kräuterbüschel hergestellt und in die Kirche getragen, um sie weihen zu lassen. Das Marienfest – eine Legende besagt, dass der Ursprung der Kräuterweihe die Blumen darstellen, die Jünger im Grab der Hl. Maria anstatt ihres Leibes gefunden haben – stellt ein verchristlichtes Naturfest dar, bei dem wir uns eingebunden fühlen in den Zyklus des Lebens und danken für empfangene Gaben. Es wird jedoch angenommen, dass es die „Kräuterweihe“ als eine Art Natur- und Erntedankfest der Germanen und Kelten schon lange vor dem Christentum gab.
Zur Anzahl der Kräuter, die in das Kräuterbuschel hineinsollen, gibt es bestimmte Empfehlungen: Die Überlieferung spricht von entweder 9, 12, 66, 72, 77 oder gar 99 Pflanzen, außerdem von 9 x 9 Pflanzen. Zudem sollte das Kräuterbüschel in erster Linie aus wild gewachsenen Kräutern bestehen, wobei hochgiftige und „Speise“-Pflanzen einträchtig miteinander im Strauß eingebunden und sohin – wie in der Natur – nebeneinander gleichwertig existieren sollen. Die einzelnen, im Strauß enthaltenen, Pflanzen sind regional verschieden, immer vertreten sollte jedoch die Königskerze sein, die für Selbstbewusstsein und innere Stärke steht. Ebenso verwendet werden sollte – dies als Empfehlung – beispielsweise Thymian, welcher Mut und Ausdauer steigert, oder Beifuß zur Verleihung von Seelenstärke und Linderung von Trauer.
Die einzelnen Pflanzen sind voller Magie, Heil und Segen und so soll das Kräuterbüschel daher während des ganzen Jahres im Haus aufbewahrt werden. Die Pflanzen werden bei starkem Gewitter ins Feuer geworfen oder man räuchert damit. Alles, was mit dem Kräuterbüschel berührt wird, entwickelt besondere Kraft und so spürt man gerade bei der traditionellen Kräuterweihe etwas vom Ursprünglichen.
Verwendete Kräuter des abgebildeten Kräuterbüschel | Wirkung der jeweiligen Kräuter |
Alant | Bringt Sonne ins Herz, vertreibt Traurigkeit, Angst und Melancholie |
Beifuß | Seelenstärker, lindert die Trauer |
Johanniskraut | Licht für Herz und Gemüt |
Kamille | Alles wird leichter |
Klebriger Salbei | Schutz und friedliche Gedanken, Tugendhaftigkeit |
Königskerze | Für Selbstbewusstsein und innere Stärke |
Minze | Beruhigend bei Stress und starker Anspannung, macht einen klaren Geist |
Rainfarn | Stärkt das Selbstbewusstsein und überwindet Schwächezustände |
Schafgarbe | Wirkt beruhigend, harmonisierend |
Storchenschnabel | Wirkt stimmungsaufhellend |
Thymian | Steigert Mut und Ausdauer |
Wilder Majoran | Bei Ängsten ausgleichend, nimmt Angst vor Problemen |
Hoher Frauentag:
- Fest Mariä Aufnahme in den Himmel
- Seit 1959 einer der höchsten Landesfeiertage Tirols
- Erinnerung an die Erhebung von 1809 für die Freiheit Tirols
- Statue der Muttergottes als „Hohe Frau von Tirol“ in der Landesgedächtniskapelle am Bergisel
Kräutersegnung:
- „Himmelfahrtsstrauss“ für Heil uns Segen zum Fest Mariä Aufnahme in den Himmel
- Ursprung der Kräutersegnung:
- Legende, dass die Jünger anstatt des Leibes der Hl. Marias in ihren Grab Blumen vorfanden
- verchristlichtes Naturfest, Einbindung in Zyklus des Lebens, Dank für empfangene Gaben
- Empfehlung:
- Die Überlieferung spricht von entweder 9, 12, 66, 72, 77 oder gar 99 Pflanzen, außerdem von 9 x 9 Pflanzen
- Strauß soll in erster Linie aus wild gewachsenen Kräutern, giftige und Speise-Pflanzen einträchtig mischen
- Verwendung:
- Kräuterbüschel sollen während des ganzen Jahres im Haus aufbewahrt werden: Magie, Heil und Segen
- Die Pflanzen werden bei starkem Gewitter ins Feuer geworfen oder man räuchert damit