Burg Heinfels

Burg Heinfels

 

Die ausgedehnte Höhenburganlage oberhalb von Heinfels ist seit mehreren Jahrhunderten eines der prägendsten Bauwerke und markantes Wahrzeichen im östlichen Pustertal.

Die strategisch gut gelegene Wehranlage auf 1130 m Seehöhe, besteht aus drei Baugruppen und bietet eine weite Sicht drauauf- und -abwärts sowie in das gegenüber mündende Tiroler Gailtal.

Der älteste Teil stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde auf der Felskuppe als Hochburg errichtet. Westlich des Bergfrieds befinden sich mehrere Gebäude aus der Zeit des ausklingenden 15. bzw. des beginnenden 16. Jhd., welche zusammen den Burghof bilden. Kern der mittelalterlichen Burganlage ist der 20 Meter hohe Bergfried. An diesen wurde im 13. Jahrhundert der Palas angebaut. Der südliche Teil dieses Wohnturmes, der Kapellentrakt, wurde erst später errichtet und in der zweiten Hälfte des 15. Jhd. an den spätgotischen Stil angepasst. Die westliche Kernburg ist bis heute in einem besseren Erhaltungszustand. In der Südostecke des Burghofs befindet sich der Treppenturm, welcher die mittelalterlichen Gebäude mit jenen aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert verbindet. Dieser ist seit dem teilweisen Einsturz des Palas 1932 erheblich beschädigt.

Den größten Teil der Burg bildet der Westtrakt, welcher sich über die gesamte Westseite erstreckt. Im Innenhof wurden im 16. Jhd. Loggiengänge eingebaut. Die Kellerräume des Traktes dienten zeitweise auch als Gefängnis. Im Erdgeschoss befand sich der Dürnitz, welcher für das Personal als Wohnung diente. Prunkstück des Westtraktes ist ein großer Saal mit Stuckdekor aus dem 18. Jhd. Dieser wird heute als Rittersaal bezeichnet. Der Burgkern wird umgeben von einer Umfassungsmauer, welche unter Kaiser Maximilian I. zwischen 1505 und 1514 errichtet wurde. Diese schloss ebenso die weitläufige mittelalterliche Vorburg mit ein, von der heute aber nichts mehr vorhanden ist. Ein Jahrhundert später wurde die Ringmauer nach dem Schlossbrand erweitert und verstärkt. Sie ist mit Rondellen und Rundtürmen bewehrt und an den für Angriffe gefährdetsten Stellen, der Süd- und Ostseite, mit insgesamt 38 Schießscharten für Handfeuerwaffen ausgestattet. Das Burgtor wurde zusätzlich mit einer Pechnase gesichert.

Im Jahre 1239 tritt erstmals mit Otto Welf de Hunenvelse, welcher den älteren Herren von Welsperg angehörte, ein Ministeriale auf, der sich nach der Burg benannte. 1243 wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt und war im Besitz von Freisinger Ministerialen. Noch im 13. Jahrhundert erlangten die Grafen von Görz die Burg Heinfels durch Erbe und bauten diese, von 1275 an, zu einem wichtigen Stützpunkt aus, welcher auch Sitz eines Gerichts war. 1307 fiel die Burg samt dazugehörigem Besitz und Gericht durch Erbvertrag an Albert II.. Im Jahre 1460 verlor Graf Johann II. von Görz den Streit um das Erbe der Grafen von Cilli gegen Kaiser Friedrich III.. Da er auch seine Kärntner Besitzungen und die Residenz Bruck verlor, zog er auf die Burg Heinfels und wählte sie als seinen zukünftigen Wohnsitz. In der Folgezeit baute er sie zur Wohnburg aus und errichtete zudem starke Verteidigungsanlagen.

Als der letzte Görzer Graf Leonhard starb, fiel die Burg aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1394 am 12. April 1500 an den Habsburger Maximilian I.. Er verwendete sie als Waffen- und Munitionsdepot und ließ sie erweitern. Aufgrund bekannter Finanzsorgen verpfändete Maximilian die Burg ein Jahr später an den Brixener Bischof Melchior von Meckau, wobei diese Verpfändung noch zu Lebzeiten Graf Leonhards von Görz abgesprochen war.

Aufgrund der anhaltenden venezianischen Konflikte und der Bedrohung durch die Türken, wurde die Burg stets in Stand gesetzt und modernisiert. Die Bevölkerung musste dafür meist die Kosten aufbringen, was u.a. Bauernaufstände zur Folge hatte und die Burg 1525 vorübergehend besetzt wurde. Ein Jahr später, am 7. Juli 1526, konnten die Burgmannen eine erneute Belagerung durch ein 2.000 Mann starkes Bauernheer unter der Führung von Michael Gaismair abwehren. 1570 löste der Tiroler Landesfürst Erzherzog Ferdinand II. das Pfand für Burg Heinfels wieder ein. Allerdings musste er 1581 die Besitzungen wieder an das Bistum Brixen und den damaligen Bischof Johann Thomas von Spaur verpfänden. 1593 kam es zu größeren Bauarbeiten, die der Burg weitgehend ihr heutiges Aussehen verliehen.

Im Jahre 1612 löste Erzherzog Maximilian III. (der Deutschmeister) die verpfändete Herrschaft Heinfels wieder aus und übergab sie Engelhard Dietrich von Wolkenstein-Trostburg. Bei einem Großbrand am 15. Januar 1613 wurden jedoch große Teile der Burg völlig zerstört. Bald darauf wurde die Burg durch die Hofkammer wiedererrichtet und aufgrund der weiterhin bestehenden venezianischen Bedrohung die Wehranlagen noch erweitert. Erzherzog Leopold V. kaufte das Anwesen 1629 zurück, verpfändete es jedoch gleich an das Stift Hall. Nach dem Konkurs der Pfandinhaber übernahm das Königliche Damenstift Hall noch im selben Jahr die Burg Heinfels, zuerst nur das Pfandrecht, jedoch 1654 durch Kauf zur Gänze. In dieser Zeit verschlechterte sich der Bauzustand der Burg rapide. Ein Erdbeben im Jahre 1714 führte zu weiteren schweren Schäden an der Burg.

1783 löste Kaiser Joseph II. das Damenstift auf, was zur Folge hatte, dass der gesamte Besitz, darunter auch Heinfels, an den Staat fiel. 50 Jahre später wurde die leerstehende Burg an die Gemeinden des Gerichtsbezirks Sillian, mit Ausnahme von Innichen, verkauft. Zwischenzeitlich wurde das Gebäude an Baron Ertl aus Graz verpachtet.

1880 zog eine Kompanie Tiroler Kaiserjäger in Heinfels ein, die die Burg bis 1910 als Kaserne nutzten, wodurch diese sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dies hatte auch zur Folge, dass im schneereichen Winter 1917 das Dach des romanischen Wohnturms einstürzte. 1932 stürzte schließlich die westliche Giebelwand des Wohnturms ein. Dabei wurden der Kapellenerker und der Treppenturm schwer beschädigt. 1936 erwarb der ortsansässigen Geschäftsmann Alois Stallbaumer Burg Heinfels von der Marktgemeinde Sillian. Dieser versuchte mit seinen finanziellen Mitteln die Burg vor weiterem Verfall zu bewahren. In seinem Testament vermachte er die Burg 1974 dem Jesuitenkollegium in Innsbruck. 1977 erwarb sie der Wiener Rechtsanwalt Dr. Max Villgrattner. 1999 wurden umfangreiche Restaurierungen durchgeführt, wobei man auf die breiten Zinnen des Bergfrieds ein neues Walmdach aufsetzte. Nach dem Tod Villgrattners im Jahr 2005 verkaufte dessen Tochter die Burg an die Südtiroler Unternehmerfamilie Loacker, welche in Heinfels eine Süßwarenfabrik betreibt. Im September 2010 wurden wesentliche Teile der Burg erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Rahmen des österreichweit veranstalteten Tag des Denkmals zählte man mehr als 1.200 Interessierte auf der Burg Heinfels. Ab 2012 war die Burg aufgrund des desolaten Zustandes für die Öffentlichkeit gesperrt. Im September 2014 wurde der „Museumsverein Burg Heinfels“ gegründet, welcher in Zusammenarbeit mit Bundesdenkmalamt, Land Tirol (Landesgedächtnisstiftung) und den örtlichen Gemeinden die Grundsanierung planen und ein Nutzungskonzept ausarbeiten ließ. Die mittelalterliche Burganlage von Heinfels in Osttirol wurde ab 2016 unter Einbindung von zahlreichen Fachleuten (Archäologen, Handwerkern, etc.) mit einem finanziellen Aufwand von ca. acht Millionen Euro revitalisiert. Seit dem Sommer 2020 wird die Burg auf 1.000 m² als Museum genutzt; die Eröffnung der Gastronomie folgt voraussichtlich im Jahr 2025.

Weitere Informationen:

Pizzinini Meinrad (2003): Heinfels. In: Hörmann-Weingartner, M. (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. IX. Band: Pustertal. Verlagsanstalt Athesia, Bozen, S. 389–420.

Meinrad Pizzinini: Die Görzer Grafen als fromme Stifter auf Heinfels, in: Osttiroler Bote vom 17. August 2006, S. 32.

 

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