Die Feier des Festes „Mariä Himmelfahrt“ ist bereits im 5. Jahrhundert nachweisbar. Ebenso der Glaube, dass Maria „mit Leib und Seele“ aufgenommen wurde. Die Verkündigung des Dogmas im Jahre 1950 durch Papst Pius XII., wonach die „unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde“, ist gleichsam die Festschreibung dieses Glaubens, der sich durch die Jahrhunderte herauf in der Kirche gehalten und gefestigt hat. Eingebettet in die gesamtkirchliche Tradition wird das Fest auch in Tirol seit Jahrhunderten gefeiert.
Im Jahre 1959 hat die Tiroler Landesregierung beschlossen, zum Gedenken an den siegreichen Ausgang der dritten Bergisel-Schlacht und zur Erinnerung der Befreiung Tirols im Jahre 1809 das Fest Maria Himmelfahrt am 15. August als offiziellen Landesfeiertag zu begehen. Durch diese Stiftung sollte die Glaubensstäke, der Freiheitswille und die Vaterlandsliebe der heldenmütigen Verteidiger Tirols der gegenwärtigen und zukünftigen Generation gewahrt bleiben. Es sollte auch „Unserer Hohen Frau von Tirol“ ein Werk der Dankbarkeit und Verehrung gesetzt werden, weil sie dieses Land in Zeiten allgemeiner Landesnot so oft und offenkundig beschützt hatte. Der Hohe Frauentag wurde 1959 zu einem Fest aller Tiroler, die ihrer stolzen Geschichte gedenken und sich ihrer Verantwortung für Gegenwart und Zukunft sowie für die kommenden Generationen bewusst sind.
Der Hohe Frauentag am 15. August gilt in Tirol seit vielen Generationen als einer der höchsten Feiertage des Jahres. Die Hohe Frau ist in vielen Gemeinden die Schutzpatronin der betreffenden Pfarrkirche. In allen Teilen des Landes gibt es Wallfahrtskirchen, die der Gottesmutter geweiht sind und das Ziel vieler Pilger sind.
Das Volk von Tirol war immer ein gläubiges Volk. Es hat Pest, Hunger und Kriege erlebt und gewusst, dass es in den Bergen von Lawinen und Muren und von Hochwasser bedroht ist und dass die Kräfte der Menschen zum Schutz vor Katastrophen nicht reichen. Der Glaube blieb daher im Tiroler Volk bis in die Gegenwart tief verwurzelt.
Darüberhinaus bedeutet uns der 15. August aber auch das Gedenken an die Schlacht am Bergisel vom Jahre 1809. Damals erhob sich bekanntlich das Tiroler Volk gegen die französische Besatzung und gegen die Besatzung der Bayern und leitete schließlich nach schweren Opfern und großen Leiden die Entwicklung für die Befreiung Europas ein.
Im Gedenken an die Freiheitskämpfe unserer Vorfahren haben drei Dinge ihren unvergänglichen Wert behalten:
„Tirol hat mit der ersten selbständigen Volkserhebung im gesamtdeutschen Raum begonnen, die Früchte zur Rettung Europas reiften erst später. Die Einheit des Landes Tirol trat in diesem historischen Jahr besonders deutlich hervor. Vor allem aber haben die Tiroler in jenen Tagen für ihre Heimat und den Glauben der Väter für die Freiheit des christlichen Menschen im Herzen Europas und damit für Wirklichkeiten gekämpft, ohne die es auch heute ein wahrhaft menschliches Zusammenleben nicht gibt.“
Als Garant für ein gelungenes menschliches Zusammenleben ist es heute notwendiger denn je, dass Europa ein Raum sozialer Gerechtigkeit wird, in dem auch die Kräfte für eine weltweite Solidarität besonders mit Völkern in großer Not immer stärker werden.
GELÖBNISGEBET ZUM HOHEN FRAUENTAG
Heilige Maria, Mutter unseres Herrn Jesus Christus. Du bist die neue Eva, die Mutter der Lebenden, die Königin und Schutzfrau des neuen Gottesvolkes.
Vom ersten Augenblick deines Daseins hat Gott dich vor der Sünde bewahrt. Der Heilige Geist ist über dich gekommen, und die Kraft des Höchsten hat dich überschattet. Du bist gesegnet unter allen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Denn du hast Jesus geboren, unseren Heiland und Retter. Mit ihm bist du nach Ägypten geflohen. Ihn hast du mit Schmerzen gesucht und im Tempel wieder gefunden. Sein Leben hast du geteilt und bist unter seinem Kreuz gestanden. Mit Johannes hat uns Jesus am Kreuz deiner Mutterliebe anvertraut.
Darum rufen wir zu dir:
Maria, in den Himmel aufgenommen, sei du unsere Mutter und Herrin. Wie wir uns dem Herzen deines Sohnes geweiht haben, so vertrauen wir uns deiner mütterlichen Fürsorge an. Lass uns in deiner Liebe geborgen sein.
An deinem Festtag stellen wir uns und unser Land unter deinen Schutz. Bitte für uns, dass wir den Glauben bewahren, dass wir in der Hoffnung feststehen und in der Liebe wachsen. Hilf uns, dass wir deinem Sohn die Treue halten, damit wir ihm verbunden bleiben als sein Volk und Eigentum, jetzt und für alle Zeiten. Amen.
Aus der Bildungsmappe des Schützenbezirkes Landeck, Gerhard Gstraunthaler, 2006, S. 7-8
Quellen: Heinz Wieser: Der Hohe Frauentag im Zeichen unvergänglicher Werte. Tiroler Schützenzeitung,
August 2004.
Franz Stocker: Der Hohe Frauentag. Kirchenblatt der Diözese Innsbruck vom 14. August 2005