Der Landesübliche Empfang

Entstehung des „Landesüblichen Empfangs“ in Tirol

Der Landesübliche Empfang leitet sich aus der Tradition des kaiserlichen Österreichs ab, nach der hohe Ehrengäste (vornehmlich aus dem Kaiserhaus) mit militärischen Ehren empfangen wurden. Nach der Gründung des Bundes der Tiroler Schützenkompanien im Jahre 1950 (20. April), der erstmaligen Zusammenfassung aller Schützenkompanien des Bundeslandes Tirol zu einer Dachorganisation, entwickelte sich aus dieser Begrüßungszeremonie der Landesübliche Empfang zu einer einzigartigen Tiroler Tradition. In keinem anderen österreichischen Bundesland finden derartige Landesübliche Empfänge statt, es sei denn, ein Landesüblicher Empfang wird im Sinne des Landes Tirol in einem anderen Bundesland durchgeführt (z.B. Tirolerball in Wien).

Da im historischen Tirol – manifestiert im Landlibell Kaiser Maximilians I. von 1511 – nicht nur das kaiserliche Militär sondern vor allem auch die Schützen über Jahrhunderte für die Verteidigung des eigenen Landes zuständig waren, wird der Landesübliche Empfang traditionsgemäß mit einer traditionellen Musikkapelle und einer Ehrenformation (Ehrenkompanie) der Schützen unter dem Kommando eines Schützenoffiziers durchgeführt. Die Kommandos entstammen der k.u.k. Exerzierordnung, der Ablauf wurde dem geltenden Bundes- und Landesprotokoll angepasst.

In Österreich gibt es genaue protokollarische Richtlinien über den Empfang eines Ehren- oder Staatsgastes. Und da steht der „Gast“ immer zu Beginn auf der rechten Seite (von der Formation aus gesehen). Daher sieht man zu dem Gast nach rechts. Im Protokoll heißt es auch: „Der zu empfangende Ehrengast sollte von rechts kommen, damit auch das Kommando „Rechts schaut!“ seinen Sinn behält“.

Aufzeichnungen zufolge kann festgehalten werden, dass um das Jahr 1750 als Begleitung der Schützenkompanien bei Paraden die ersten türkischen Musikbanden in Erscheinung traten. Die wesentlichsten türkischen Instrumente waren Große Trommel, Becken (Tschinellen) und Schellenbaum. Diese Instrumente boten gegenüber dem Schwegel und der Kleinen Trommel einen besseren Marschrhythmus. Zum Unterschied zur Armee waren sie aber kein unmittelbarer Bestandteil der Truppe, da im Krieg die Schützen nur von Schwegel und Trommel begleitet wurden.

Beim feierlichen Empfang der Kaiserin Maria Luise in Bozen am 6. Mai 1790 trat erstmals eine „bürgerliche“ Musikkapelle (Musikbande der Bozner Schützenkompanie) auf. Sie trug die Tracht der Bozner Schützen mit hellgrünem Rock, roter Weste, grünem Hut, schwarzer Kniehose und weißen Strümpfen. An der Spitze marschierte ein Tambourmajor mit dem Stab. Die Kapelle war 20 Mann stark mit Trompeten, Hörnern, Klarinetten, Fagott, Trommeln und Tschinellen (Becken). Nach dem damaligen Bericht heißt es, dass 500 Bauernschützen und „eine trefflich schöne und stark lautende türkische Musik“ vor der Kaiserin vorbeigezogen seien. Der feierliche Empfang von Kaiserin Maria Luise kann ein Grundstein gewesen sein, warum heute Musikkapelle und Schützenkompanie gemeinsam bei besonderen Festakten ausrücken.

Ebenso kann festgehalten werden, dass aus den Darstellungen des Pfarrers Dr. Johannes Popp auch der 22. März 1783 ein ganz besonderes Tag für die kleine Gemeinde Mils gewesen sei, da Maria Elisabeth, Erzherzogin von Österreich, diese Gemeinde für einen Tagesausflug besuchte. Als der

Pfarrer von seinem Messner erfuhr, dass eine von 6 Schimmeln gezogene Kutsche mit der Erzherzogin, in Begleitung höchster Tiroler Adeliger, durchs Dorf Richtung Kirche und Widum fuhr, ließ er alle Glocken läuten. Er selbst begrüßte den hohen Gast und bat die von überall herbeieilenden Gemeindeverantwortlichen, die Böller herzurichten und die ganze Gemeinde „zur Parad“ zu stellen.

Während die Erzherzogin mit ihrer Begleitung zur Ruine des Schlosses Grünegg spazierten, den Widum und die beiden Kirchen besichtigten, organisierte der Pfarrer gemeinsam mit dem Dorfmeister Johann Naar und dem Gerichtsverpflichteten Martin Haßlwanner einen großen Empfang. Bei der vom Knallen der Böller begleiteten Rückkehr des Gastes zum Widum hatten 40 junge „Bursch mit Scheibenbüchsen“, die Männer und 84 Schulkinder Aufstellung genommen.

Weiters erscheint aus der Chronik aus dem Jahre 1902, dass bei allen Regimentern, deren Chef der Kaiser war, ein spezieller Griff bei Paraden vor dem allerhöchsten Monarchen eingeführt wurde – das „Anziehen“ des Gewehrs. Dieser Griff wurde in Anlehnung alter Exerziergriffe des Heers Friedrichs des Großen angewendet. Ein weiteres Privileg dieser Art war das Abspielen der Königs-, bzw. später Nationalhymne beim Frontabschreiten durch den Monarchen, erstmals erwähnt 1861, 1890 dann ausdrücklich beschränkt auf große Kaisermanöver.

Auch diese Tatsachen könnten zur heutigen Tradition beigetragen haben.

Ehrensalve als Begrüßung:

Man kann auch davon ausgehen, dass schon vor langer Zeit Ehrensalven zu besonderen Anlässen geschossen wurden.

Leitfaden

Protokoll und Festabläufe – Schützenveranstaltungen/Schützenfeste

Die protokollarischen Abläufe von Veranstaltungen und Festen im Bund der Tiroler Schützenkompanien entspringen der Herkunft historischer Zeremonielle der Kaiserlichköniglichen Monarchie. Heute orientieren sie sich außerdem am diplomatischen Protokoll der Republik Österreich und unseres Heimatlandes Tirol. Das Schützenprotokoll beinhaltet Vorgaben, die die Abläufe von offiziellen Veranstaltungen und Festakten der Tiroler Schützenkompanien
beschreiben. Diese Abläufe unterliegen festgelegten Regeln, die dem Zweck dienen, eine entsprechende Kontinuität zu bewahren, um unsere Kultur, Bräuche und Gepflogenheiten des Tiroler Schützenwesens stets einheitlich und beständig qualitätsvoll zu präsentieren.
Dieses Dokument beinhaltet Informationen zur Durchführung von Landesüblichen Empfangen, Schützenempfängen, zur Rangfolge von Repräsentanten und Informationen zu Grundlegenden Abläufen bei Schützenveranstaltungen / Schützenfesten / Totengedenken / Kranzniederlegungen.

Broschüre zum Ablauf des Landesüblichen Empfangs

Herausgegeben vom Land Tirol 2013, wird in dieser Broschüre der grundsätzliche Ablauf eines Landesüblichen Empfangs geregelt

Beispiele für historische Ehrensalven

  • 1815 Spalier und Ehrensalve für Kaiser Franz
  • 1832 Spalier und Ehrensalve für Kaiser Franz und Gemahlin. Es ist eher eine ruhige Zeit. Die Schützen rücken nur zu festlichen Anlässen aus und pflegen das Schießwesen nach altem Brauch. Tirol ist fest in fürstbischöflicher Hand. Die Bindungen zwischen Schützen und Kirche, Heimat und Glaube festigen sich stark und halten wie Pech und Schwefel.
  • 03.1858 Ableben von Staatsdiener und Offizier Plänckner, Beisetzung mit dreifacher Ehrensalve
  • Um 1900: Ehrensalve bei der Beerdigung eines höheren Offiziers, Regiment, Nürnberg
  • 1909 Jahrhundertfeier am 25. Oktober.
  • 08.1910 Beteiligung der Struber Schützen an der Kaiserparade, wo zu Ehren von Kaiser Franz Josef drei Ehrensalven abgefeuert wurden.

Quelle

Land Tirol – Broschüre Landesüblicher Empfang

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