Tirol Lexikon

Von Wertehaltung und Werteerhaltung

von | Aug 25, 2024 | Allgemein, BTSK, Top Neuigkeiten

Von Wertehaltung und Werterhaltung

 

Die Diskussion über die Erinnerungskultur in unserem Land wirft viele Fragen auf, aber auch ebensoviele Antworten. Vielleicht auch Antworten, die (noch) nicht bekannt waren. Denn Tirols Schützen und Marketenderinnen haben sich bereits in den Jahren 2016 und 2017 in einem großangelegten Reflexionsprozess diesen und anderen Fragen der Wertehaltung und Werterhaltung gestellt. Dabei heraus gekommen sind elf Leitmotive, die uns im Denken und Handeln Orientierung geben und als Kompass wichtig sind in der ehrenamtlichen Arbeit – verbunden mit dem Verständnis für unsere Geschichte, der Übersetzung ins Heute und der Entwicklung für die Zukunft. Diese Diskussion läuft Gefahr, dass Tirols Schützen und unsere Traditionsverbände auf Klischees, Altbekanntes und Ewiggestriges reduziert werden. Und das ist nicht fair.

Warum werden die Freiheitskämpfer von 1809 glorifiziert? Werden sie nicht. Den Tiroler Schützen ist es vielmehr wichtiger, ihren Einsatz für das Land zu würdigen, ihr Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung. Ins Jetzt übersetzt, war es damals nichts anderes, was der Ukraine heute abverlangt wird: Sich gegenüber einem Machthaber als Agressor zur Wehr zu setzen, die Heimat zu verteidigen, Hab und Gut zu schützen und die Lebensweise zu wahren. In einer Traditionskultur mit fundierten geschichtlichen Ereignissen geht es im Gedenken an die 3. Bergisel-Schlacht doch vielmehr darum, Lehren zu ziehen und Werte zu verstehen. Werte zu leben und zu verteidigen.

 

Was sind diese Werte konkret? Das Einstehen für unsere Heimat, die Freiheit und Würde des Menschen zu wahren, die Selbstbestimmung und die Demokratie zu schützen. Natürlich brachte diese Schlacht, wie jeder Krieg, Leid, Tod und Verderben, dies wird auch nicht verschwiegen, im Gegenteil man erinnert sich dem … Wir sehen jedoch diese Schlacht besonders als historisches Ereignis in einer nachdrücklichen Bedeutung für unser Heimatland Tirol, eben identitätsstiftend für Freiheit und Selbstbestimmung. Wir Schützen verstehen uns als positive Kraft dieses Landes und sehen in der historischen Aufgabe der Landesverteidigung heute die Verteidigung und Förderung der Tiroler Identität, aber auch der kulturellen und geistigen Einheit des ganzen Landes. 

 

„Mander, isch’s no zeitgemäß?“ – Klischees werden verurteilt, aber man bedient sich gerne dieser! Immer wieder wird gefordert, aus alten Mustern auszubrechen. Wir brauchen nicht auszubrechen, denn unser Wirken ist zeitgemäß. Wir Schützen und Marketenderinnen würden uns vielmehr wünschen, auch so gesehen, verstanden und respektiert zu werden, dass neben der Traditionspflege für die Gesellschaft und Gemeinschaft im Stillen viel geleistet wird: In der Kameradschaft und Förderung der (Dorf-)Gemeinschaft, der Jugendarbeit, im Erhalt von alten Bräuchen oder seien es Ordnerdienste in Gemeinden, soziale Dienste, wie “Essen auf Rädern” auszuliefern, Hilfsaktionen wie „Schützen helfen Schützen“, Wanderwege, Bildstöcke und Kapellen instand zu halten, Bach- und Flurreinigungen oder Baumpflanzaktionen, um einige Beispiele zu nennen. Das Bedienen von Klischees reduziert unsere breite, ehrenamtliche Arbeit für Gesellschaft und Heimat auf ein zu geringes Minimum! Und das ist nicht fair.

 

In der vorherrschenden Entweder-Oder-Haltung sehe ich die Gefahr, dass unsere Erinnerungskultur gespalten und die Gesellschaft getrennt wird und bemühte Ehrenamtliche irgendwann aufgeben. Unsere Heimat und unsere Werte sollen doch vielmehr verbinden! Deshalb ist es wichtig, auch darauf zu achten, dass Traditionen richtig verstanden und ehrenamtliche, ehrliche Arbeit geschätzt wird.

 

Mjr. Thomas Saurer

Landeskommandant im Bund der Tiroler Schützenkompanien

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